Neuer “Papst” - welche Weichenstellung?

Amtsverzicht eines “Papstes”. Die Monate Februar und März waren ja in diesem Jahr 2013 ziemlich ereignisreich für die aus dem sog. 2. Vatikanischen Konzil hervorgegangene “Konzilskirche”. Zunächst kündigte am 10. Februar Joseph Ratzinger (alias Benedikt XVI.) für den 28. Februar seinen Rücktritt als Papst dieser Gemeinschaft an. Dann wurde am 13. März der im Dezember 1936 geborene Jorge Mario Bergoglio als neuer “Papst” gewählt, der sich dann den Namen Franziskus I. beilegte. Diese beiden Ereignisse haben naturgemäß nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch auf der ganzen Welt die erhöhte Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit auf sich gezogen, was sich allein an der Zahl der Berichte und Reportagen zu diesen und damit verwandten Themen in den Medien ablesen lässt.
Zunächst wurde man nach der Rücktrittsankündigung Ratzingers immer wieder gefragt, was man denn davon halte. Nun, die Kirchengeschichte kennt einen Papst, der sein Papstamt niedergelegt hat. Dabei handelt es sich um Cölestin V., der im 13. Jahrhundert als Einsiedler in den Abruzzen-Bergen in Italien lebte und sich im Juli 1294 mit 79 Jahren wegen der damals bereits seit zwei Jahren bestehenden Vakanz des Apostolischen (päpstlichen) Stuhles (die Kardinäle konnten sich beim Konklave auf keinen anderen Kandidaten einigen) überreden ließ, dieses hohe, schwere und höchst verantwortungsvolle Amt anzunehmen. Dennoch merkte er praktisch sofort, dass er als ein zuvor lange Zeit als Einsiedler lebender Mönch in verschiedenster Hinsicht (gesellschaftlich-politisch) diesem Amt eigentlich nicht gewachsen war, auch wenn er als ein sehr frommer und asketisch lebender Einsiedler eine hohe Reputation innerhalb der katholischen Kirche genoss. So entschloss sich dann Cölestin V. im Dezember 1294 - nach nur fünf Monaten im Amt - dazu, dieses Amt (in Entsprechung zum kanonischen Recht) niederzulegen.
Sicher kann man nun teilweise auch Verständnis dafür aufbringen, dass Ratzinger als ein 86-jähriger und offensichtlich immer gebrechlicher wirkender Mensch nicht vor den Kameras und somit den Augen der Weltöffentlichkeit leiden und sterben wollte. Dies wurde ja vom Vatikan gerade im Fall seines eigenen Vorgängers Johannes Paul II. vorexerziert, ja geradezu in schändlicher Weise feierlich zelebriert.
Dennoch muss man auch fragen, ob er denn mit seinem Rücktritt nicht auch einen Schritt unternommen hat, der sich vielleicht erst Jahre später auch als ein sog. Bärendienst erweisen könnte. Denn bisher war außer dem im katholischen Kirchenrecht und in der Kirchengeschichte bewanderten Personenkreis bekannt, dass der Papst an sich unter Umständen auch zurücktreten könne von seinem Amt. Nun weiß es die ganze Weltöffentlichkeit und hier speziell die einflussreichen liberalen Kräfte, die die Medien lenken. Ist es nun wirklich weithergeholt zu befürchten, dass die Massenmedien mit der ihnen innewohnenden Macht der Beeinflussung der sog. “öffentlichen Meinung” einen “Papst” womöglich auch “wegmobben” wollten bzw. würden, falls er ein bestimmtes Alter erreichen und v.a. auch etwas sagen sollte, was ihnen nicht genehm ist? Sind da nicht sprichwörtlich die schlafenden Hunde geweckt worden? Da kann sich natürlich jeder selbst eine Meinung dazu bilden.
Die Wahl des neuen “Papstes”. Aber viel wichtiger ist natürlich die Frage, wie es jetzt im Vatikan weiter geht, welchen theologischen bzw. kirchlich-politischen Kurs Bergoglio jetzt einschlagen wird. Denn im Zusammenhang mit seiner Wahl ist es zu hören gewesen, dass manche der konservativen Gläubigen doch auch die Hoffnung hegten, vielleicht würde jetzt der Modernismus wenigstens etwas zurückgedrängt und dem wahren überlieferten Katholizismus mehr Platz eingeräumt werden.
Nun, wir erinnern uns ja wohl noch alle ganz gut, dass es dieses Mal vor dem Konklave über eine Woche lang zu Versammlungen aller in Rom anwesenden Kardinäle gekommen ist, auf welchen, wie in den Medien zu vernehmen gewesen ist, einige der aktuellsten Themen des gegenwärtigen Katholizismus angesprochen bzw. Wege zur Überwindung der betreffenden großen Probleme gesucht worden seien. So zählte man dazu z.B. die sog. VatiLeaks-Affäre (bei welcher vertrauliche Dokumente vom Arbeitstisch Benedikts XVI. kriminellerweise an die Medien weitergegeben worden sind), die Reform der Kurie, die Kinderschänderskandale innerhalb des Klerus, die verstärkte Beteiligung von Laien und Frauen an den Leitungsaufgaben, den Priestermangel usw.
Man bezeichnete diese Kardinalstreffen “Vorkonklave” und verband damit große Hoffnungen, zumal sie ja entgegen der Meinung der Kurienkardinäle, welche angeblich auf das Tempo bei der Einberufung des eigentlichen Konklave gedrückt hatten, auch ungewöhnlich lang angedauert haben. Denn nun würde man ja alle Themen, die auf den Fingern brennen, ausführlich genug besprechen und auch die in Frage kommenden Kandidaten möglichst hinreichend im Hinblick auf alle diese Punkte überprüfen können.
Somit wurde - wohl auch zu Recht - der Eindruck erweckt, dass der noch zu wählende neue “Papst” tatsächlich die Meinung der großen Mehrheit der im Konklave versammelten Kardinäle repräsentieren und somit in gewisser Weise noch mehr als sonst die innere Haltung der “Konzilskirche” als solcher widerspiegeln würde. Denn wenn man ihn schon so intensiv sozusagen auf Herz und Nieren überprüft habe, müsse er doch jemand sein, der nicht irgendwie außerhalb der eigenen Norm liege oder “ungemütlich” aus der Reihe ausschere, sondern in bestimmter Hinsicht ein typischer Repräsentant der “Konzilskirche” sei! Das ist sehr wohl eine logische Denkweise.
Und dann wurde am 13. März auf diesem Konklave Jorge Mario Bergoglio gewählt. Das erste, was praktisch allen seltsam vorkam, war sein Alter von 76 Jahren. Vorher redeten auch manche Kardinäle davon, dass der neue Papst maximal 70 Jahre alt sein sollte, um eben die nötigen Zeit, Gesundheit und Kraft zur Beseitigung jener oben erwähnten Probleme zu haben. Zudem war zu vernehmen, dass Bergoglio bereits vor längerer Zeit ein Teil seiner Lunge entfernt worden ist, was seine Leistungsfähigkeit natürlich negativ beeinträchtigt. Also müssen wohl andere Überlegungen eine größere Rolle gespielt haben, dass man ihn trotz dieser beiden nicht unbedeutenden Nachteile zum “Papst” gewählt hatte.
Das Programm Bergoglios. Wenn jemand ein hohes Amt in Staat oder Kirche übernimmt, erhalten seine ersten Amtshandlungen und die in den ersten Tagen getroffenen Entscheidungen immer eine besondere Bedeutung bzw. können als eine Art Weichenstellung für seine ganze weitere Amtsführung interpretiert werden. Daran kann man dann in der Regel auch ablesen, wer zu den besonderen Freunden und engeren Wegbegleitern dieses jeweiligen neuen Amtsträgers gehört, denen er auf diese Weise seine besondere Verbundenheit zum Ausdruck bringt.
Franziskus I. wurde an einem Mittwoch gewählt, und zwar am Abend. Gleich am nächsten Tag wurde bekannt, dass er einen Brief an die jüdische Gemeinde Roms geschrieben hatte, der allerdings das Datum noch vom Mittwoch selbst (!) trägt. “Wie Benedikt XVI. im Jahr 2005 hat auch Papst Franziskus der jüdischen Gemeinde Roms zu Beginn seines Pontifikates seine Verbundenheit zugesichert. ‘Auf den Schutz des Allerhöchsten vertrauend, hoffe ich lebhaft, zu jenem Fortschritt beitragen zu können, den die Beziehungen zwischen Juden und Katholiken ausgehend vom Zweiten Vatikanischen Konzil erfahren haben, in einem Geist der erneuerten Zusammenarbeit und dem Dienst einer Welt, die nach dem Willen des Schöpfers immer harmonischer sein kann.’ Das schreibt Franziskus in einem Brief an den römischen Oberrabbiner Riccardo Di Segni, den die jüdische Gemeinde am Donnerstag veröffentlichte. Das Schreiben ist auf den Tag der Papstwahl am Mittwoch datiert.
Di Segni äußerte sich erfreut über den päpstlichen Gruß. ‘Ich sehe, dass auf diese Weise die von Benedikt XVI. verfolgte Linie weitergeführt wird’, sagte er Journalisten. Besonders begrüßte er den Bezug auf das Zweite Vatikanum: ‘Das ist die Basis für alle Fortschritte, die die Kirche in den vergangenen vier Jahrzehnten gemacht hat.’ Die jüdische Gemeinde habe von dem neuen Papst ‘einen positiven Eindruck’. Der Oberrabbiner erinnerte daran, dass auch Benedikt XVI. sofort nach seiner Wahl einen Brief an die jüdische Gemeinde seiner Bischofsstadt gesandt habe.” (http://radiovaticana.va)
Es versteht wohl jeder selbst, welche weitgehenden Aussagen in der Tatsache und dem Inhalt dieses Briefes liegen, zumal wenn man berücksichtigt, dass dieser Brief eine der allerersten Amtshandlungen des neuen “Papstes” war! Man gewinnt da den Eindruck, als wäre Bergoglio nichts wichtiger und dringender gewesen, als gleich in den ersten Stunden nach seiner Wahl diesen Brief zu schreiben... Sind das also seine Prioritäten? Lautet da nicht ein deutsches Sprichwort: “Sage mir, wer dein Freund ist, und ich sage dir, wer du bist”?
Jedenfalls zeigt er gleich in diesem für ihn anscheinend so extrem wichtigen Brief an, dass er eindeutig und unmissverständlich auf den “Fortschritt” des “Zweiten Vatikanischen Konzils” setzt, und die von dieser Frage betroffenen lehrmäßigen Aussagen des kirchlichen Lehramtes aus der Zeit zuvor für ihn praktisch nicht existent sind! Wird ja seitens Roms und der Modernisten seit Jahrzehnten immer nur auf dieses “Konzil” verwiesen, welches von ihnen wie eine Art neues Pfingsten angesehen wird!
● Dieselbe Linie verfolgte Bergoglio auch in der “Ansprache von Papst Franziskus”, mit der er sich am 20.03.2013 in der “Sala Clementina” an die “Vertreter der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und der verschiedenen Religionen” wandte (www.vatican.va). Sich zunächst an die “Delegierten der orthodoxen Kirchen” richtend, sprach er vom “Beginn meines Dienstes als Bischof von Rom und Nachfolger Petri”. Wie er schon am 13.03.2013 gleich nach seiner Wahl vom Balkon der Peterskirche aus nur davon sprach, dass er “Bischof von Rom” geworden sei, so verzichtete er auch hier darauf, den gerade im Hinblick auf die Orthodoxen so wichtigen Umstand zur Sprache zu bringen, dass der Nachfolger des hl. Petrus auf dem Bischofssitz in Rom zugleich auch Papst der Gesamtkirche ist! Der betreffende Verzicht Bergoglios darauf ist wohl als ein bewusster Akt der verkürzten Darstellung der katholischen Lehre (aus falsch verstandener “Sympathie” zu den Orthodoxen) zu werten, welche den Papst an sich ja lediglich als den Patriarchen der Westlichen bzw. der Römischen Kirche ansehen und seine oberste geistige Primizialgewalt über die Gesamtkirche ausdrücklich leugnen. Es sieht so aus, als wollte sich Bergoglio bei den Orthodoxen einschmeicheln - auf Kosten der authentischen katholischen Glaubenslehre!
Ferner hob er ebenfalls das “fünfzigjährige Jubiläum des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils” hervor und pries dieses - ganz der Linie Benedikts XVI. folgend - folgendermaßen an: “Genau in dem Wunsch, diesen immerwährend gültigen Schatz des Glaubens den Menschen unserer Zeit zu verkünden, liegt das Herz der Konzilsbotschaft”.
Was aber dieses letzte “fromme” Wort in der Praxis der “Konzilskirche” bedeutet, wissen wir ja alle zur Genüge! Wir sind ja alle schon zuhauf Zeugen dessen geworden, wie sehr sich diese Gemeinschaft um die vermeintliche Bewahrung des angeblich auch für sie “immerwährend gültigen Schatzes” des überlieferten katholischen Glaubens kümmert! Auf der einen Seite wird das Vatikanum II. ständig als ein entscheidender Beginn einer neuen Ära angepriesen, und auf der anderen Seite sollen diese ganzen “Reformen” - in der Gegenwart der Orthodoxen, die eben einen entscheidenden Wert auf kirchliche Tradition legen -, plötzlich angeblich doch auch in der Kontinuität der kirchlichen Lehrtradition stehen.
Das ist ein klarer dialektischer Widerspruch, der auch Bergoglio als einem intelligenten Menschen sehr wohl bewusst sein muss. Jedem wird das gesagt, was dieser jeweils hören sollte, um ihn sozusagen “im Boot” zu halten. Deshalb ist die nicht unwichtige Frage zu stellen, warum er denn vor konservativ eingestellten Gläubigen auf “konservativ” macht, wobei er sonst, wie wir auch weiter noch sehen werden, ziemlich modernistisch eingestellt ist. Zu welchem Zweck sollen die “konservativen” Gläubigen offensichtlich getäuscht werden? Welche Intention steckt dahinter?
Zumal er dann selbst wieder “meinen festen Willen beteuern möchte, den Weg des ökumenischen Dialogs fortzusetzen”. Wie sehr aber dieser neue ökumenische “Weg” der “Konzilskirche” den betreffenden Glaubensprinzipien der wahren katholischen Kirche widerspricht, kann man übrigens auch den Ausführungen im Artikel “Hat Pius XII. schon die modernistische Lehre über den Ökumenismus vertreten?” (“Beiträge”/109, S. 9-14) entnehmen. Also kündigt Franziskus I. auch hier an, dass das Festhalten an dem seit Johannes XXIII. eingeschlagenen neuen Kurs zum entscheidenden Programm seines “Pontifikates” gehört!
● “Und nun wende ich mich an Sie, sehr geehrte Vertreter des jüdischen Volkes, mit dem uns ein ganz besonderes geistiges Band verbindet, da - wie das Zweite Vatikanische Konzil bekräftigt - ‘die Kirche Christi [anerkennt], dass nach dem Heilsgeheimnis Gottes die Anfänge ihres Glaubens und ihrer Erwählung sich schon bei den Patriarchen, bei Moses und den Propheten finden’ (Erklärung Nostra aetate, 4). Ich danke Ihnen für Ihre Anwesenheit und vertraue darauf, dass wir mit Hilfe des Allerhöchsten jenen brüderlichen Dialog nutzbringend fortsetzen können, den das Konzil sich wünscht (vgl. ebd.) und der tatsächlich verwirklicht wurde und besonders im Lauf der letzten Jahrzehnte nicht wenig Frucht getragen hat.”
Wenn man eine Sache oder ein Thema anspricht, darf man es um der Liebe zur Wahrheit willen grundsätzlich nicht bei etwaigen Halbheiten in der Darstellung des betreffenden Sachverhaltes belassen. Denn sonst verzerrt man das ganze Bild und macht sich folglich auch der auf diesen Halbheiten beruhenden Fehlinterpretationen schuldig. Und wird dann sogar ein doch um einiges gewichtigerer Gesichtspunkt zugunsten eines etwas untergeordneteren Teilaspektes aufgegeben, entstehen sogar bewusst betriebene theologische Brüche bzw. Irrlehren.
Bergoglio spricht das “Heilsgeheimnis Gottes” an und deutet es in einem ausschließlich positiven Sinn für die Juden, dass sie ja auch schon einen aus seiner Sicht nicht unbedeutenden Anteil daran hätten. Wenn man auch von einem “ganz besonderen geistlichen Band” liest, welches uns mit den Juden “verbindet”, oder auch vom “brüderlichen Dialog”, wird einem ziemlich nahegelegt anzunehmen, das Judentum und das Christentum stünden im Hinblick auf jenes “Heilsgeheimnis Gottes” oder die “Erwählung” durch Gott praktisch gleichrangig nebeneinander, als seien sie da in Bezug auf ihre jeweilige Heilsbedeutung gleichwertige, weil eben “brüderliche” Partner!
Dabei verschweigt er aber die entscheidenden Aussagen der christlichen Offenbarungsreligion, dass dieses “Heilsgeheimnis Gottes” nämlich bereits in Jesus Christus realisiert wurde bzw. in Ihm seine eigentliche Bestimmung hat bzw. Seine gottgewollte Erfüllung gefunden hat”! So führt ja der hl. Apostel Paulus an die Adresse der Heiden aus: “Durch Offenbarung wurde mir nämlich das Geheimnis kundgetan, wie ich es oben kurz dargelegt habe. Daraus könnt ihr beim Lesen meine Einsicht in das Geheimnis Christi entnehmen. Dieses war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht so kundgetan, wie es jetzt Seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den (Heiligen - Anm.) Geist geoffenbart worden ist. Danach sollen die Heiden Miterben, Mitglieder und Mitgenossen Seiner Verheißung sein in Christus Jesus durch das Evangelium. ... Mir, dem geringsten von allen Heiligen, wurde die Gnade zuteil, den Heiden den unergründlichen Reichtum Christi zu verkündigen und ihnen allen zu zeigen, was die Heilsordnung ist, das Geheimnis, das von Ewigkeit her in Gott, dem Schöpfer des Alls, verborgen war. Jetzt soll den Herrschaften und Mächten im Himmel durch die Kirche die mannigfaltige Weisheit Gottes kundgemacht werden. So war es Sein ewiger Ratschluss, den Er in Christus Jesus, unserem Herrn, verwirklicht hat. In Ihm haben wir Zuversicht und vertrauensvollen Zutritt durch den Glauben an Ihn.” (Eph 3,3-12)
Und an die Adresse der Apostel, die ja alle dem jüdischen Volk entstammten, sagt Jesus selbst: “‘Niemand weiß, wer der Sohn ist, als nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, als nur der Sohn und der, dem der Sohn es offenbaren will.’ Dann wandte Er sich an die Jünger besonders und sagte: ‘Selig die Augen, die sehen, was ihr seht! Denn Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und sahen es nicht, wollten hören, was ihr hört, und hörten es nicht.” (Lk 10,22-24) Also kann es der Alte Bund im Hinblick auf die Erfüllung und Vollendung des “Heilsgeheimnisses Gottes” mit dem Neuen Bund auf keinen Fall aufnehmen - er deutet praktisch nur an, was in diesem Realität ist!
Ferner führt Jesus aus: “Da sagten die Juden zu Ihm: ‘Nun erkennen wir, dass Du vom Teufel besessen bist. Abraham ist gestorben und die Propheten, und Du sagst: Wenn jemand Mein Wort bewahrt, wird er den Tod nicht kosten in Ewigkeit. Bist Du etwa größer als unser Vater Abraham, der doch gestorben ist? Auch die Propheten sind gestorben. Für was gibst Du dich aus?’ Jesus entgegnete: ‘... Mein Vater ist es, der Mich verherrlicht. Von Ihm sagt ihr: Er ist unser Gott. Und doch kennt ihr Ihn nicht. Ich aber kenne Ihn; wollte Ich sagen, ich kenne Ihn nicht, so wäre Ich ein Lügner gleich wie ihr. Aber Ich kenne Ihn und bewahre Sein Wort. Abraham, euer Vater, freute sich darauf, Meinen Tag zu sehen, Er sah ihn und frohlockte. ... Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ehe Abraham ward, bin Ich.’” (Joh 8,52-58) Sogar Abraham, auf den sich die Juden voll Stolz als ihren Vater berufen und von dem sie ihre geistige Identität ableiten, war also in seiner ihm von Gott gegebenen Mission wesentlich auf Jesus Christus, den künftigen Messias und Erlöser, ausgerichtet!
Der hl. Apostel Petrus führt dann in Bezug auf Jesus entsprechend aus: “Er (Gott - Anm.) hat uns den Auftrag erteilt, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, dass Er von Gott zum Richter über die Lebenden und die Toten bestimmt ist. Von Ihm bezeugen sämtliche Propheten, dass jeder, der an Ihn glaubt, durch Seinen Namen Vergebung der Sünden erlangt.” (Apg 10,42f.) Bestand ja der Sinn der Prophetie des Alten Bundes darin, auf den künftigen Erlöser hinzuweisen. Dies war zweifelsohne eine erhabene Aufgabe der Propheten - sie sahen aber die Erfüllung des “Heilsgeheimnisses Gottes” noch nicht! Sonst wäre es ja keine Prophetie gewesen.
Jorge Mario Bergoglio dagegen, der vorgibt, ein Nachfolger dieses hl. Apostels Petrus auf dem Papstthron zu sein, denkt offenkundig nicht einmal daran, von Jesus Christus als der Erfüllung der alttestamentarischen Prophetien zu sprechen - er sieht seine Aufgabe offensichtlich lediglich darin, Menschen, die Jesus sogar bewusst ablehnen, öffentlich zu loben und ihnen sprichwörtlich Weihrauch zu streuen! Dadurch stärkt er sie dann auch noch aktiv in ihrem Irrtum bzw. Unglauben ...und verrät logischerweise sowohl Jesus Christus selbst als auch sein vermeintliches Amt als Nachfolger des hl. Petrus und Stellvertreter Jesu Christi auf Erden!
● Ähnliche gewaltige bzw. sogar nach Apostasie klingende Wahrheitsverzerrung betreibt Franziskus I. in der betreffenden Ansprache auch in dem Teil, in welchem er sich an “liebe Freunde, die Sie anderen religiösen Traditionen angehören; vor allem Muslime, die den einen, lebendigen und barmherzigen Gott anbeten und im Gebet anrufen, und Sie alle” wendet. Wenn der “Glaube” des Heidentums oder auch die gewaltigen theologischen wie sittlichen Verirrungen des Islams, der den Dreifaltigen Gott ausdrücklich und mit Nachdruck leugnet und Jesus Christus in Seiner Gottheit unbedingt ablehnt, in aller Öffentlichkeit lediglich als “andere religiöse Traditionen” deklariert werden, dann stellt dies auch hier eine gewaltige und skandalöse Verharmlosung des heidnischen Unglaubens bzw. des betreffenden massiven moslemischen Irregeleitetseins dar! “...und niemand weiß, wer der Vater ist, als nur der Sohn und der, dem der Sohn es offenbaren will.” “Wer anders ist der Lügner, als der, der leugnet, dass Jesus der Messias ist? Das ist eben der Antichrist. Er leugnet den Vater und den Sohn. Wer den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. ... So viel wollte ich euch über eure Verführer schreiben.” (1 Joh 2,22f.26).
Und wenn Bergoglio dann auch noch behauptet, die treuen Jünger des Islam würden “den einen, lebendigen und barmherzigen Gott anbeten und im Gebet anrufen”, dann beschmutzt er sogar in übelster Weise die erhabene christliche Gottesauffassung, da er sie ja den entsprechenden und in vielerlei Hinsicht sogar primitiven und gefährlichen Auffassungen eines Mohammed über “Allah” gleichsetzt! Eigentlich offenbart Bergoglio damit nur, dass ihm das Christentum und dessen Wahrheit letztendlich nicht wichtig genug sind und er sogar bereit ist, sie mit Hingabe auf dem Altar der modernistischen Ökumene bzw. des so genannten interreligiösen Dialogs zu opfern!
● Zum Schluss seiner betreffenden Ansprache kommt der neue “Papst” darauf zu sprechen, “wie viel Gewalt der Versuch, Gott und das Göttliche aus dem Gesichtskreis des Menschen zu entfernen, in der jüngeren Geschichte hervorgebracht hat.” “(Wir) spüren die Wichtigkeit, in unseren Gesellschaften die ursprüngliche Offenheit für die Transzendenz zu bezeugen, die dem Menschen ins Herz gelegt ist. Darin fühlen wir uns all jenen Männern und Frauen nahe, die sich zwar zu keiner religiösen Tradition bekennen, sich aber dennoch auf der Suche nach dem Wahren, dem Guten und dem Schönen, nach diesem Wahren, Guten und Schönen, das Gott ist, befinden und die unsere wertvollen Verbündeten sind im Einsatz zur Verteidigung der Menschenwürde, beim Aufbau eines friedlichen Zusammenlebens unter den Völkern und bei der achtsamen Bewahrung der Schöpfung.”
Auf der einen Seite hat er natürlich recht, darauf hinzuweisen, dass das “Göttliche” und “Transzendente” in unseren Gesellschaften wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden soll. Auch ist es wahr, dass man nicht nur mit gläubigen Christen und Katholiken die Zusammenarbeit im Einsatz für das Wahre und Rechte suchen soll, sondern auch mit allen jenen Menschen, die vielleicht nicht gläubig aber dennoch allgemein guten Willens sind.
Dennoch bleibt die zentrale Frage unbeantwortet, was man denn genau unter jenem “Göttlichen” und “Transzendenten” versteht, wie man es nämlich näher bzw. konkret definiert. Denn jemand, der sich z.B. unter Berufung auf den Koran und das historische Vorbild Mohammeds dem blutigen Dschihad verschreibt und somit mit Waffengewalt den Islam verbreiten und alle, die aus seiner Sicht “Nichtgläubige” sind, schmerzhaft bestrafen will, beruft sich ja ebenfalls - und zwar sehr wohl ausdrücklich! - auf das “Göttliche” und “Transzendente” bei seinen Taten. Und wenn dann das Streben nach dem Paradies bzw. den paradiesischen Freuden damit begründet werde, dass man da ja z.B. in den “Genuss” von 72 Jungfrauen kommen werde, dann stellt sich auch die fundamentale moralische Frage nach der Intention beim Streben nach dem angeblich “Göttlichen” und “Transzendenten”!
Also darf man bei der Erwähnung “der Suche nach dem Wahren, dem Guten und dem Schönen” auch Den nicht verschweigen bzw. die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf Den zu lenken, auf Jesus Christus nämlich, der sowohl der Inbegriff und die Vollendung des “Heilsgeheimnisses Gottes” ist als auch die eigentliche Offenbarung des Vaters: “Lasst euch von niemand einfangen durch hochklingende Weisheit und leeren Trug, der sich auf menschliche Überlieferung, auf die Weltelemente stützt, aber nicht auf Christus. In Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit wesenhaft. In Ihm seid ihr dieser Fülle teilhaftig geworden. ... Er hat uns alle Fehltritte vergeben, hat die Schuldschrift, die uns mit ihrer Anklage belastete, ausgelöscht und vernichtet, da Er sie ans Kreuz heftete. Er hat die Mächte und Gewalten entwaffnet, offen an den Pranger gestellt und durch Ihn über sie triumphiert.” (Kol 2,8-10.14f.)
Franziskus I. scheint jedenfalls keinen Grund zu sehen, Jesus auf eine ähnliche Weise zu bekennen. Für ihn scheint eher allein der “Einsatz zur Verteidigung der Menschenwürde, beim Aufbau eines friedlichen Zusammenlebens unter den Völkern und der achtsamen Bewahrung der Schöpfung” entscheidend zu sein. (Wie definiere ich übrigens “Menschenwürde” - im christlichen, islamischen, atheistischen oder sonstigen Sinn?)
So wichtig diese Anliegen auch sind, können die betreffenden gesteckten Ziele nicht wirklich erreicht werden, wenn die Menschen Den nicht erkennen und in ihr Leben hineinlassen, von Dem der hl. Apostel Johannes so wunderbar und mit voller Hingabe seines Herzens ausführt: “Was von Anfang an war, was wir gehört und mit eigenen Augen gesehen, was wir geschaut und mit unseren Händen betastet haben: ich meine das Wort des Lebens, das verkündigen wir euch. - Das Leben ist sichtbar erschienen. Wir haben es gesehen. Wir bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns sichtbar erschienen ist. - Was wir also gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Die Gemeinschaft, die wir haben, haben wir mit dem Vater und Seinem Sohn Jesus Christus. Wir schreiben euch dies, damit ihr euch freut und unsere Freude vollkommen wird.” (1 Joh 1,1-4)
Somit erkennen wir, dass Jorge Mario Bergoglio im Hinblick auf “Ökumene” bzw. den “interreligiösen Dialog” in jedem Fall voll und ganz auf der Linie seiner beiden Vorgänger liegt und sogesehen auch ein typischer Vertreter der “Konzilskirche” ist, deren Bestreben mehr aufs Diesseits und die Gemeinschaft mit allen möglichen Leuten, wer auch immer sie seien, als auf das Jenseits und die Wahrheit der christlichen Glaubenslehre gerichtet ist. Ja, die “Kardinäle” haben am 13.03.2013 einen Kandidaten gewählt, der sie so gesehen wirklich, zutreffend und authentisch repräsentiert!

P. Eugen Rissling

 

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